Wolfgang Suwelack bereitet seinem Onkel ein besonderes Andenken
Flugpionier-Skulptur in Lebensgröße
Billerbeck. In Bronze und in Lebensgröße steht ein ganz besonderer Mann vor der Villa. Es ist Flugpionier Josef Suwelack. „Der älteste Bruder meines Vaters“, so Nachfahre Wolfgang Suwelack, der seinem Onkel mit der Skulptur ein besonderes Andenken bereiten wollte. Der Blick der Bronze-Statue, die von der Kunstgießerei Schmäke gefertigt wurde, ist gen Himmel gerichtet. Genauer gesagt schaut die Skulptur im Piloten-Outfit in Richtung eines kleinen Flugzeuges, das an der Decke zu schweben scheint. „Das hat Prof. Jörg Heydemann nach historischen Vorgaben modelliert und in der Glockengießerei Gescher gießen lassen. Das habe ich schon seit zehn Jahren. Es hing vorher im Haus“, erzählt Wolfgang Suwelack. Es ist eine Nachbildung des Flugzeugs, mit dem Josef Suwelack am 8. Dezember 1911 einen Weltrekord aufstellte. Mit einem Fluggast an Bord blieb er in seiner „Rumpler-Taube“ vier Stunden und 34 Minuten in der Luft. Das machte den jungen Billerbecker damals weltberühmt.
Der älteste Sohn des Billerbecker Molkerei-Gründers war 1912 als technischer Leiter der Kondor-Flugzeugwerke tätig. „Er hatte sogar eine Flugzeugfabrik im Brock“, erzählt Wolfgang Suwelack. der bei sich zu Hause viele Erinnerungsstücke wie Pokale von Wettbewerben seines flugbegeisterten Vorfahren beherbergt. Unter anderem auch das Original Fabrikschild. „Flugzeug Bauanstalt“ und „Fachmännische Ausarbeitung und Ausführung von Projekten nach Angabe der Erfinder“ ist darauf zu lesen. Das Schild ist direkt neben der Skulptur angebracht worden. Gleitflugzeuge baute Josef Suwelack auf einer Wiese im Brock (Helker Berg in Richtung Darup), mit denen er seine ersten Flugversuche wagte. Ebenfalls im Brock. „Das war so um 1904, 1905, 1906“, berichtet Wolfgang Suwelack. Das Gleitflugzeug wurde dabei auf eine Holzschiene gesetzt, die einen Berg hinunter verlief. „Und die war mit einer Seifenlauge eingeschmiert“, so Wolfgang Suwelack. „Er hat das Flugzeug dann mit Pferden anziehen lassen.“
Entworfen hat die Skulptur des Flugpioniers der Münsteraner Diplom-Designer Christoph Sandkötter. Entstanden ist sie durch den Einsatz moderner 3D-Technik. Wolfgang Suwelack möchte an seinen Onkel, der nur 27 Jahre alt geworden ist, erinnern. 1914 hatte sich Josef Suwelack bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges freiwillig gemeldet und ist als Aufklärer in den Krieg gezogen. Ihm wurde in den Tank geschossen, als er sich über Frankreich befand. Er musste notlanden. Als der junge Flieger aus der Maschine ausgestiegen ist, ist er von hinten von einem englischen Offizier erschossen worden. Der Offizier sei bestraft und Josef Suwelack deshalb mit militärischen Ehren als einziger Deutscher auf einem englischen Soldatenfriedhof im nordfranzösischen Ort Erquinghem-Lys beigesetzt worden, wie Wolfgang Suwelack berichtet. Das geht aus Akten hervor, die ein Archiv in England erst 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges für die Öffentlichkeit freigegeben hat und auf die die Familie Suwelack gestoßen ist.
Der Ort Erquinghem-Lys ist seit 2011 Billerbecks Partnerstadt. Durch die Verbindung zu seinem Onkel sei dies zustande gekommen, so Wolfgang Suwelack, der dessen Grab regelmäßig besucht. Und: „Es sind ja öfter Besucher aus Erquinghem-Lys in Billerbeck gewesen. Und immer haben sie danach gefragt, wo Josef Suwelack gelebt hat“, erzählt der Billerbecker Unternehmer.
Einer der Gründe, warum er sich dazu entschieden hat, die Skulptur vor seinem Haus zu errichten. Aber nicht nur darum, sondern auch um ihn gebührend zu ehren. „Er ist bei mir stets hoch angesehen“, betont Wolfgang Suwelack, der die Skulptur und das Flugzeug aus Bronze eigentlich feierlich enthüllen wollte, die aber wegen der Corona-Pandemie verschieben musste. Enthüllt hat er alles. Die offizielle Einweihung soll im Sommer nachgeholt werden.
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