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Hobby-Horsing hat sich nach kurzer Zeit beim DJK-VfL etabliert

Im Galopp über den Hallenboden

Billerbeck

Charlotte will es wissen. Gleich drei Hindernisse auf einmal möchte sie mit ihrem Pferdchen nehmen. Sie nimmt Anlauf und hopp – geschafft. Jetzt erhöht sie die einzelnen Latten der Hindernisse von 50 auf 60 Zentimeter. Und nicht nur das. Ein viertes Hindernis kommt dazu. Die anderen Mädchen feuern sie kräftig an. „Charlotte, Charlotte, Charlotte“, rufen sie im Chor. Sie nimmt wieder Anlauf – und wieder geschafft. Dafür gibt es von den anderen Applaus. „Wie macht die das?“, fragt Sam. „Übung macht den Meister“, ruft Charlotte und grinst.

Von Stephanie Sieme

Hobby-Horsing ist Sport mit Steckenpferden. Es ist eine offizielle Sportart. Sogar Wettbewerbe werden ausgetragen. Diese Mädchen haben richtig Spaß an ihrem etwas außergewöhnlichen Hobby. Foto: Fotos: Stephanie Sieme

Ja, eines wird sofort klar. Beim Hobby-Horsing haben die Kinder jede Menge Spaß. Seit vergangenen Oktober bietet der Sportverein DJK-VfL die Trendsportart aus Skandinavien an – als einziger Verein im Kreis Coesfeld. „Es gibt meines Wissens noch eine vereinslose Gruppe in Rosendahl“, berichtet Katharina Ahlers, DJK-VfL-Geschäftsführerin und eine der Hobby-Horsing-Kursleiterinnen.

Hobby-Horsing ist Sport mit Steckenpferden. Dabei wird von den Kindern der Bewegungsablauf des Pferdes nachgeahmt. In der Dressur und im Springen. „Es ist super gut für die Ausdauer und auch für die Motorik“, sagt Katharina Ahlers. Auch, wenn es von dem einen oder anderen belächelt werde, sei Hobby-Horsing eine offizielle Sportart. Es ist richtige Gymnastik und auch ein bisschen wie Leichtathletik. „Es ist eine kreative Form der Bewegungsförderung. Und es ist unglaublich anstrengend“, betont Katharina Ahlers. Es wird galoppiert, getrabt und im Schritt geritten. Nicht über Stock und Stein, sondern über den Hallenboden. „Sobald es wärmer wird, gehen wir wieder nach draußen. Wir brauchen mehr Platz“, so die Trainerin.

Die Mädchen sind in ihrem Element. Zuerst wird sich warm gemacht. Jede darf mal die Gruppe anführen und das Tempo vorgeben. Dann „reiten“ sie die einstudierte Kür. Hufschlagfiguren wie im echten Dressurviereck. Dabei ist Konzentration gefragt. Die meisten Kinder reiten selbst auch auf echten Pferden, kennen also die Regeln von Dressur und Springen.

Einmal pro Woche wird trainiert. Zwei Hobby-Horsing-Gruppen haben sich mittlerweile etabliert – eine für Kinder im Alter von vier bis sechs und eine für Kinder ab sieben Jahren. Allesamt Mädchen.

„Die Hobby-Horses unterscheiden sich von gewöhnlichen Steckenpferden. Sie haben einen viel kürzeren Stab und auch keine Griffe aus Holz, sondern richtige Trensen“, erklärt Katharina Ahlers. Die Mähnen sind gestriegelt, teilweise eingeflochten und manchmal sogar mit Accessoires geschmückt – wie bei echten Pferden. Einige Hobby-Horses sind sogar selbst gemacht. Wie Trixi von der zwölfjährigen Sam. Seit vier Jahren macht sie Hobby-Horsing. Über Videos hat sie es sich beigebracht. „Mein Opa hat mir Hürden gebaut“, erzählt sie. Trainiert wurde zu Hause im Garten. Lieblingsdisziplin ist bei allen das Springen. „Da gibt es keine Grenzen. Man kann immer höher und weiter springen“, so Charlotte. „Die Mädchen können teilweise bis zu 1,10 Meter hoch springen – das ist toll“, berichtet Katharina Ahlers. „Außerdem fördert es das Selbstbewusstsein“, findet Henrika. Denn es sei schon vorgekommen, dass sie für dieses Hobby sogar ausgelacht wurden. Dabei gibt es offizielle Wettbewerbe. Der DJK-VfL plant, in diesem Jahr ein vereinseigenes Turnier durchzuführen. Zudem ist ein Hobby-Horsing-Camp in den Sommerferien angedacht.

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