Mobilitätsumfrage
Ein Patt nur auf den ersten Blick
Coesfeld
In einer groß angelegten Befragung hat die Stadt das Mobilitätsverhalten der Coesfelder Bürger und Bürgerinnen untersuchen lassen. 1200 Coesfelderinnen und Coesfelder hatten im Herbst ihr Mobilitätsverhalten für ein Dortmunder Institut dokumentiert, genug um ein repräsentatives Bild zum Mobilitätsverhalten in der Stadt zu ermöglichen. Auto und Fahrrad dominieren, der ÖPNV spielt kaum eine Rolle – auf den ersten Blick wird das nun veröffentlichte Ergebnis kaum überraschen. Aber die Vekehrs-Experten sehen auch noch ungenutzte Potenziale.
0 Durchschnitts-Mobilität: 82 Prozent der Stadtbevölkerung ab 6 Jahren verlassen an einem normalen Werktag ihre Wohnung. Diese Mobilen legen im Schnitt jeweils rund 4 Wege täglich zurück. Die mittlere Entfernung eines Weges beträgt 9,4 Kilometer. Damit kommen sie durchschnittlich auf rund 37 Kilometer. 20 Minuten pro Weg und 80 Minuten pro Tag beträgt das Zeitbudget einer mobilen Person. Insgesamt werden in Coesfeld pro Werktag rund 120 000 Wege und über 1,1 Millionen Personenkilometer zurückgelegt.
0 Fahrrad und Auto gleichauf: Mit 3 Prozent Anteil an den Wegen spielt der ÖPNV kaum eine Rolle. Mehr als die Hälfte der Wege werden aktiv (zu Fuß oder mit dem Rad) zurückgelegt, deutlich mehr als noch 2016 (41 Prozent). Der Fahrrad-Anteil liegt mit 39 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt (11 Prozent und erstmals gleichauf mit den aktiven Autofahrern (von 47 Prozent auf 39 Prozent gesunken). Zumindest auf den ersten Blick.
0 Und doch dominiert das Auto: Ein ganz anderes Bild ergibt sich, werden die zurückgelegten Entfernungen betrachtet. Fußwege sind durchschnittlich 1,4 km lang, Wege mit dem Fahrrad betragen 4 km und solche mit dem Auto fast 16 km. Daraus folgt: Nach Kilometern dominiert das Auto weiterhin. Mehr als drei Viertel aller Personenkilometer (76 Prozent) werden mit dem Auto bestritten. Nach dieser Betrachtung beträgt der Rad-Anteil nur 15 Prozent.
0 Ab wann das Pendel umschlägt: Mehr als 80 Prozent der Wege unter zwei Kilometern werden zu Fuß (30 Prozent) oder mit dem Fahrrad (51 Prozent) bestritten. Bei zwei bis fünf Kilometern sind es noch 58 Prozent aktiv und nur ein Drittel mit dem Auto. Zwischen fünf und zehn Kilometern schlägt das Pendel um. Hier sind es 58 Prozent Auto- und 34 Prozent Fahrrad-Nutzung. Der ÖPNV (8 Prozent) spielt selbst auf Strecken über 20 km keine große Rolle.
0 Das Potenzial zur Verkehrswende: Genau hier sehen die Dortmunder Verkehrs-Experten noch das größte Potenzial. „Die Strecken bis 10 Kilometer kann man auch noch sehr gut mit dem Fahrrad fahren, vor allem mit dem E-Bike“, sagt Sophia Middendorf vom Institut „Planersocietät“. Denn die Verbreitung von E-Bikes in Coesfeld ist zuletzt deutlich gestiegen. So haben rund die Hälfte der Haushalte mindestens eines. 2016 waren es nur 18 Prozent.
0 Und die weiten Wege? „Für die weiteren Wege gibt es den ÖPNV“, so Middendorf. Für Fahrten nach Münster etwa, ob für Arbeit oder Freizeit, gebe es mit der Bahn-Verbindung eigentlich gute Voraussetzungen. Münster ist die stärkste Wegebeziehung aus der Stadt hinaus. Ein Problem: „Viele sind darüber nicht informiert.“ Auch die Bewertung des ÖPNV (Schulnote: 3,3) fällt in Coesfeld deutlich schlechter aus als die Vorraussetzungen für Fußgänger (1,9), Fahrrad (2,0) oder Auto (2,1). Vielleicht könne das 49-Euro-Ticket für mehr Interesse an der Bahn sorgen, so Middendorf. Für auswärtige Besucher seien auf der letzten Meile dann vor allem On-Demand-Systeme interessant.
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