Interview zum Vortrag „Als älterer Patient im Krankenhaus – und danach?“ im Gesundheitsforum am 20. September
„Selbstständigkeit ermöglichen“
coesfeld. Als älterer Patient ins Krankenhaus zu müssen, ist schon schlimm genug, aber wie geht es danach weiter? Dieser Frage geht der nächste Vortrag im Rahmen des Gesundheitsforums Coesfeld nach. Am Mittwoch (20. 9.) um 19 Uhr greifen die Referenten Oberarzt Dr. Michael Gösling und der Pflegeexperte Klaus Schultewolter in der Stadtbücherei die Sorgen und Ängste älterer Patienten auf. Themen des kostenlosen Vortrages sind vor allem die Probleme, die sich manchmal erst unter der Belastung eines Krankenhausaufenthaltes offenbaren. Die Referenten erläutern Hilfsmöglichkeiten sowie Konzepte aus der familiären Pflege. AZ-Redaktionsmitglied Thomas Lanfer führte mit den Referenten folgendes Interview.
Herr Dr. Gösling, in einer alternden Gesellschaft verändert sich die Altersstruktur der Patienten in den Krankenhäusern. Welche spezifischen Probleme ergeben sich dadurch im Klinikalltag?
Dr. Michael Gösling: Ja, wir werden heute sehr viel älter und es gibt im Verhältnis weniger Jüngere. Viele erleben ihr Alter aber durchaus positiv als selbstbestimmte und selbstständige Lebenszeit. Das liegt auch daran, dass altersbedingte Einschränkungen oft gut ausgeglichen werden können. Dies kann sich aber durch eine akute Erkrankung oder andere Belastungen wie z.B. eine Operation schlagartig ändern. Dann werden altersbedingte Einschränkungen plötzlich zu einem zusätzlichen Problem, obwohl sie mit der akuten Erkrankung eigentlich gar nicht in Zusammenhang stehen.
Herr Schultewolter, früher beschränkten sich die Aufgaben in einem Krankenhaus vornehmlich auf diagnostische und therapeutische Maßnahmen. Wie hat sich die Wahrnehmung und Berücksichtigung der sozialen Komponenten eines Krankenhausaufenthaltes verändert?
Klaus Schultewolter: Untersuchung und Behandlung sind auch weiterhin Hauptaufgaben des Krankenhauses, aber sie werden möglichst gut an die Möglichkeiten und Bedürfnisse unserer älteren Patienten angepasst. Außerdem suchen wir schon bei der Aufnahme älterer Patienten nach möglichen altersbedingten Einschränkungen und Risiken, damit wir typische Folgekomplikationen während der Krankenhausbehandlung möglichst ganz vermeiden. Wir sammeln Befunde zu Selbsthilfefähigkeit, Beweglichkeit und Ernährungszustand des Patienten und suchen nach Beeinträchtigungen des Denkens und der Konzentrationsfähigkeit sowie nach schwerwiegender Antriebslosigkeit und Störung der Stimmungslage.
Herr Dr. Gösling, was kann ein Mediziner a priori tun, um älteren Patienten Ängste zu nehmen?
Dr. Michael Gösling: Von vielen älteren Patienten wissen wir, dass der Verlust von Selbständigkeit, Selbsthilfefähigkeit und Beweglichkeit am meisten gefürchtet wird. Wir versuchen nicht nur, unsere älteren Patienten vor alterstypischen Komplikationen der Krankenhausbehandlung zu bewahren oder wenigstens deren Folgen abzumildern. Genauso wichtig ist es uns, ihnen von Anfang an auch wieder Selbstständigkeit zu ermöglichen. So werden zum Beispiel ältere, sturzverletzte Patienten auf unserer alterstraumatologischen Station nicht nur durchgehend gemeinsam ärztlich unfallchirurgisch und geriatrisch betreut, sondern auch so früh wie möglich intensiv rehabilitiert.
Herr Schultewolter, welche Möglichkeiten gibt es heute in Bezug auf die pflegerische Nachsorge und die Wiedereingliederung in den Alltag für ältere Patienten?
Klaus Schultewolter: Im Rahmen des Projekts Familiale Pflege bieten die Pflegetrainer und Fachpflegekräfte des geriatrischen Dienstes den Angehörigen ihre Unterstützung an. Ihnen wird durch Schulung und Beratung mehr Sicherheit in der weiteren Pflege und Betreuung des Patienten vermittelt. Beratungsgespräche und praktische Pflegetrainings können aber nicht nur im Krankenhaus erfolgen, sondern auch zusätzlich nach der Entlassung zu Hause.
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