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Dr. Klaus Frommhold referiert Mittwoch über „Leistenbruch, Nabelbruch, Narbenbruch“

„Was nicht weh tut, ist erlaubt“

Coesfeld. Unter einem „Bruch“ (lat. Hernie) wird in der Medizin der Durchtritt von Baucheingeweiden durch eine Öffnung in der Bauchwand bezeichnet. Am häufigsten ist der Leistenbruch, gefolgt vom Nabelbruch und Narbenbruch. Zudem können Brüche am Zwerchfell und an einem künstlichen Darmausgang auftreten.

Allgemeine Zeitung

Foto: az

Ein Bruch heilt nie von selbst, sondern sollte grundsätzlich immer operiert werden. Zu diesen Brüchen bieten die Christophorus-Kliniken im Rahmen des Coesfelder Gesundheitsforums einen Vortrag an. Dieser findet am Mittwoch, (18.5), im Vortragsraum in Hausteil E. Dieser liegt rechts vor dem Haupteingang des Krankenhauses und ist von hier auch ausgeschildert. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Referent ist Dr. Klaus Frommhold, leitender Oberarzt der Chirurgischen Klinik 1 und Leiter des Hernienzentrums, das sich auf die Operation von Leisten- und Bauchwandbrüchen spezialisiert hat. AZ-Redaktionsmitglied Thomas Lanfer führte mit Dr. Frommhold zu diesem Thema folgendes Interview.

Herr Dr. Frommhold, warum „bricht“ eine

Bauchwand?

Dr.Frommhold: Die Bauchwand kann „brechen“ oder auseinanderweichen oder eine Lücke bilden an angeborenen Schwachstellen, wie z.B. der Leiste oder dem Nabel, wenn diese in unserer Zeit als Embryo im Mutterleib bzw. nach der Geburt nicht stabil zusammengewachsen sind. Wir sprechen dann von einer Sollbruchstelle, die im Laufe des Lebens „aufbrechen“ kann. Zudem kann sich z.B. ein Narbenbruch bilden, wenn die Bauchwandschichten nach Operationen der Bauchhöhle nicht wieder stabil zusammenheilen. Die Ursachen für Narbenbruchbildung sind vielfältig.

Gibt es eine genetische Disposition oder bestimmte

Risikogruppen für Hernien-Erkrankungen?

Dr.Frommhold: Der angeborene Leistenbruch bzw. das nicht stabile Zusammenwachsen der Leiste beim Embryo ist genetisch bedingt, um somit durch uns nicht beeinflussbar. Risikofaktoren für das Auftreten von Brüchen sind u.a. eine angeborene oder erworbene Bindegewebsschwäche, Übergewicht, Rauchen, Schwerstarbeit, chronische Bronchitis und Asthma, chronische Verstopfung, Eiweißmangel, Nierenfunktionsstörungen, Krebsleiden, Wundinfekte, Zuckerkrankheit, wiederholte Bauchschnitte oder eine fehlerhafte Wundverschlusstechnik nach Operationen

Früher blieben vor allem Leistenbrüche oft lange

beschwerdefrei und unbehandelt. Warum sollte man

frühzeitig chirurgisch eingreifen?

Dr.Frommhold: Die meisten Leistenbrüche machen Beschwerden bei körperlicher Belastung, manche auch Schmerzen und nehmen im Laufe der Zeit an Größe zu. Eine Ausnahme bilden kleine Brüche, die keinerlei Beschwerden machen. Hier kann man auch warten und diese beobachten. Ein Bruch heilt leider nie von selbst wieder zu. Gefürchtet ist die Einklemmung eines Bruches, die eine sofortige Operation erfordert, weil ansonsten eine lebensbedrohende Situation eintreten kann. Das sind gute Gründe, diesen geplant zu operieren.

Welche verschiedenen Operationsmethoden kennt

die moderne Chirurgie?

Dr.Frommhold: Grundsätzlich unterscheiden wir offene Operationsmethoden mit einem Schnitt und sog. minimal-invasive Methoden, auch Schlüsselloch-Chirurgie genannt, wobei mit einer Kamera in der Bauchhöhle oder innerhalb der Bauchwandschichten operiert wird. Bei den meisten Operationsmethoden werden Kunststoff-Netze zur Verstärkung der geschwächten Bauchwand eingebaut. Welches Verfahren zur Anwendung kommt richtet sich nach Art und Umfang des Bruchs und den unterschiedlichen Voraussetzungen, die jeder einzelne Patient mitbringt. Das heißt, jede und jeder wird individuell und maßgeschneidert behandelt.

Sind Hernien-Eingriffe immer mit stationärem Krankenhausaufenthalt verbunden?

Dr.Frommhold: Kleine Leisten- und Nabelbrüche können bei ansonsten gesunden Patienten ambulant operiert werden, minimal-invasive Operationen bei Leistenbrüchen erfordern einen stationären Aufenthalt über Nacht. Aufwendigere Operationen z.B. bei Narbenbrüchen oder Zwerchfellbrüchen bedürfen in der Regel einem mehrtätigen stationären Aufenthalt.

Welche Nachsorgemaßnahmen sind nach Bruchoperationen notwendig und wie entwickelt sich i.d.R. die körperliche Belastungsfähigkeit?

Dr.Frommhold: Eine spezifische Nachsorge ist nicht erforderlich. Normalerweise kontrolliert der Hausarzt einige Tage nach der Operation den Befund. Nach den meisten Bruchoperationen kann man sich nach ein- bis zweiwöchiger körperlicher Schonung wieder der normalen Belastung annähern. Unser Leitspruch lautet: Was nicht weh tut, ist erlaubt.

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