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Kritik der Jury an beiden Konzept-Entwürfen

(K)ein Gewinner fürs Kapuzinerquartier

Coesfeld

Vier Wochen ist die entscheidende Jurysitzung zur Konzeptvergabe des Kapuzinerquartiers her. Und vier Wochen lang verkündete die Stadt, auch auf Nachfrage: nichts. Nun, da die Unterlagen für die nächsten Rats-Ausschüsse ohnehin öffentlich werden, vermeldet sie das Ergebnis per Pressemitteilung, um dieses sogleich zu relativieren.

Von Falko Bastos

Ein Innenhof mit viel Platz für Begegnung und Grün: So sieht der Siegerentwurf der Coesfelder Firma Eco.Plan aus. Kritik gab es vor allem an der architektonischen Gestaltung und dem geringen Wohnungs-Anteil. Foto: Bild: Henke Siassi Evers / Eco.Plan

„Ein klares Gewinnerkonzept im Sinne eines ersten Siegers konnte im Rahmen der Konzeptvergabe nicht ermittelt werden“, heißt es in der Pressemitteilung. Zum Protokoll der Jurysitzung passt diese Aussage nicht. Denn gleich zweimal votierte die Jury mit jeweils 9:1 Stimmen für den Gewinnerentwuf der Coesfelder Firma Eco.Plan mit dem Architektenbüro Henke Siassi Evers.

Nur zwei potenzielle Investoren hatten überhaupt mitgemacht: neben besagtem Gewinner auch die Wohnungsbau- und Siedlungsgenossenschaft (WSG) für den Kreis Coesfeld mit MS Plus Architekten. Keiner der Entwürfe scheide aus, es werde lediglich eine Rangfolge gebildet, heißt es von der Stadtverwaltung.

Heißt: Sofern der Stadtrat dies beschließt, verhandelt die Verwaltung zunächst mit dem Erstplatzierten, mit dem Ziel einen Erbbau-Vertrag zu schließen. Sollten diese Verhandlungen scheitern, könnte auch noch der Zweitplatzierte zum Zuge kommen.

Über Inhalt und Eckdaten der Entwürfe erwähnt die Pressemitteilung: nichts. Aus den Planskizzen und dem Juryprotokoll geht hervor, dass der Gewinnerentwurf von Eco.Plan mit einem offenen Innenhof inklusive Durchgang plant und neben Wohnungen offenbar auch die Nutzung durch die Kinder- und Jugend-Psychosomatik der Christophorus Kliniken vorsieht. Der zweitplatzierte Entwurf dagegen zeigt einen mit mehreren Gebäuden bebauten Innenhof und beinhaltet offenbar mehr Wohnungen.

Mehr als über die Entwürfe selbst, wird über die Kritik an ihnen bekannt. Schon die erste Jurysitzung im Februar endete ohne Ergebnis, weil zunächst beide Kandidaten zur Nachbesserung aufgefordert wurden. Doch selbst nach der zweiten Runde bleibt die Mängelliste der Jury unter Vorsitz des Ahauser Architekten und Stadtplaners Heiner Farwick lang.

So wird der unterlegene Entwurf der WSG zwar für seinen klaren Fokus auf Wohnnutzungen und das architektonische Erscheinungsbild, inklusive der Einbeziehung von Bestandsgebäuden gelobt. Eine geschlossene Bauweise zwischen Kapuzinerstraße und Köbbinghof dagegen sah die Jury kritisch. Auch die von Gebäudeblöcken unterbrochenen Freiflächen überzeugten offenbar nicht. „Die Verbindung der inneren Höfe in Anbindung zum Rosenplatz und Lindenplatz ist nicht in ausreichender Weise gegeben“, so das Jury-Urteil.

Aber auch für den Gewinnerentwurf gibt es eine Breitseite. Zwar gibt es Lob für die Freiflächen und die Nutzung durch Kinder- und Jugend-Psychosomatik, aber besonders die architektonische Gestaltung ließ aus Sicht der Jury zu Wünschen übrig. „Die vorgeschlagene bauliche Lösung Köbbinghof wird nicht akzeptiert“, heißt es im Protokoll. Fassaden und Maßstäbe „wirken der näheren Umgebung nicht angemessen.“

Auch solle der Wohnungsanteil erhöht werden, so der Wunsch der Fachjury. Die besteht auch auf eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen. „Keine Stellplätze für das Wohnen werden nicht akzeptiert.“ Dies wiederum führt direkt zum nächsten Problem, denn im Boden werden Reste des Kapuzinerklosters und der mittelalterlichen Stadt vermutet, die tunlichst nicht ausgebuddelt werden sollen. Den Spielraum für eine Tiefgarage schränkt das deutlich ein. Eine Neuunterkellerung solle eher noch weiter reduziert werden, so die Jury.

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