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Schmidt-Gruppe will an der Ecke Daruper Straße/Druffels Weg weiter wachsen

Reetgedeckte Villa soll Neubau weichen

Coesfeld

„Ich bin Nachbarin der Villa, die abgerissen werden soll!“ Plötzlich steht eine Dame im Großen Saal des Rathauses, in dem sich der Planungsausschuss am Donnerstagabend anschickt, über Neubaupläne der Schmidt-Gruppe an der Ecke Daruper Straße/Druffels Weg zu beraten. Die Besuchertribüne ist schon voll besetzt – und da will sie einfach unten bei den Politikern mit am Tisch sitzen. „Hier ist ja noch Platz!“ Doch das lässt Ausschussvorsitzender Thomas Bücking (CDU) nicht zu. „Die Kapazitäten sind ausgeschöpft“, bittet er um Verständnis für die Einhaltung der Corona-Regeln. Unter Protest lässt sich die Frau von einer Verwaltungs-Mitarbeiterin hinaus geleiten. Die große Resonanz und dieser Zwischenfall sind vielleicht schon symptomatisch dafür, dass die Umgestaltungspläne, die das Untenehmen hat, insbesondere bei den Anliegern nicht nur auf Gegenliebe stoßen dürften. Kernpunkt ist, dass das mit Reet gedeckte Haus, in dem einst Firmengründer Josef Thesing lebte und das heute als Bürogebäude dient, abgerissen und durch einen viergeschossigen Neubau (mit Staffelgeschoss) ersetzt werden soll. Auch ein Parkhaus mit 139 Stellplätzen ist im hinteren Bereich vorgesehen.

Von Detlef Scherle

„Wir wollen weiter wachsen. Corona hat uns aufgehalten“, erklärt Geschäftsführer Burkhard Revers den Hintergrund der Pläne des Unternehmens, das mit Spielautomaten und -hallen groß geworden ist, inzwischen unter anderem aber auch Fitness-Center und IT-Dienstleistungen im Portfolio hat. Nachdem der technische Bereich schon 2020 zur Boschstraße beziehungsweise zum Erlenweg ausgelagert wurde, soll die Zentralverwaltung für das bundesweit rund 4500 Mitarbeiter zählende Unternehmen im Dreieck von Daruper Straße und Druffels Weg konzentriert werden. 178 Büro-Arbeitsplätze sind dort nach Angaben von Revers derzeit bereits vorhanden – 305 sollen es werden. Bereits 2023 sollen die Bauarbeiten beginnen. 2025 ist als Einzugstermin vorgesehen.

Um das umsetzen zu können, wird angestrebt, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu beschließen. Für die Vorbereitungen dazu geben die Politiker einmütig grünes Licht. „Der Abriss der Villa tut einem schon weh“, meint Markus Köchling (CDU) bei der vorausgegangenen Anhörung im Umweltausschuss. Allerdings müsse die Stadt verlässlicher Partner für Unternehmen sein, die schon so lange in Coesfeld sind. Auch bei den anderen Politikern geht schnell der Daumen hoch. Alle versichern, das Vorhaben aber im Sinne der Anlieger auch kritisch begleiten zu wollen.

Der Teufel steckt im Detail. Diverse Gutachten zu Lärmemissionen, Verkehr und Schattenwurf müssen noch erstellt werden. Dieter Goerke (Aktiv für Coesfeld) fragt schon mal nach zu erwartenden Störungen. „Wir gehen davon aus, dass die Beeinträchtigungen nicht so groß sein werden“, antwortet Revers. So habe es schon erste Simulationen bezüglich möglicher Verschattungen gegeben. „Durch die gewählten Abstände kommt es kaum dazu.“

Die Anlieger kommen auch noch selbst zu Wort. Eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit ist geplant. Und dann soll es auch genügend Sitzplätze geben.

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