Coesfeld
Schmalspur-Gehwege im Blick
Coesfeld. Mit dem Minus und dem Plus war das am Donnerstagabend so eine Sache. Eine Null wäre schön gewesen. Gab es aber nicht. Also mussten die rund ein Dutzend Teilnehmer des öffentlichen Fußverkehrs-Checks in der Innenstadt klar Stellung beziehen – in vier Bewertungskategorien: ein und zwei Minuszeichen sowie ein und zwei Pluszeichen. „Uns geht es heute darum, aus der Sicht des Fußgängers die Innenstadt zu betrachten, zu bewerten und über Lösungen für komfortableres Gehen zu sprechen“, erklärte Bertram Weisshaar vom Fachverband Fußverkehr FUSS e.V.
Das Umweltbundesamt will gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit bundesweit Fußverkehrsstrategien in den Städten fördern. Coesfeld nimmt als eine von bundesweit elf Modellstädten an dem Projekt teil, unterstützt vom Fachverband. Im Zuge dessen betrachteten die Teilnehmer zehn neuralgische Punkte in der Innenstadt. Gleich am ersten Punkt, dem Abzweig der Rosenstraße am Evangelischen Gemeindehaus, wurde es kritisch. „Wo sollen die Fußgänger denn überhaupt laufen?“, fragte ein Teilnehmer mit Blick auf den im wahrsten Sinne des Wortes Schmalspur-Gehweg. Die ironische Antwort: „Na, auf der Fahrbahn, ist doch klar.“ Parkende Pkw und Bordsteinkanten würden es für Rollatoren und Kinderwagen schwierig machen, hinzu käme der Lieferverkehr in den frühen Morgenstunden. Eine mögliche Idee: „Vielleicht kann man hier einen verkehrsberuhigten Bereich schaffen und die Bordsteine absenken“, schlug Bertram Weisshaar vor.
Ein Stück die Straße Köbbinghof hoch, an der Kapuzinerstraße in Höhe des Parkplatzes, merkte Weisshaar an: „Hier herrscht auf jeden Fall eine eklatante Gefährdung der Fußgänger. Wie wäre es, wenn man eine Reihe der Parkplätze wegnimmt für einen Gehweg?“ Für Wolfgang Kraska (FDP) war klar: „Dann gibt es bestimmt Ärger“ und Inge Walfort (SPD) ergänzte: „Wir sind hier in der Altstadt, da geht eben nicht immer alles.“ Dennoch schnitt dieser Ort in der Bewertung nicht gut ab. Die meisten setzten ihre Kreuzchen bei den zwei Minuszeichen.
Über die Pumpengasse (Weisshaar: „Steht hier die kleine Kapelle, damit man als Fußgänger beim Betreten vorher noch besser ein Stoßgebet sprechen kann?“), ging es über die Querung Große Viehstraße/Pumpengasse/ Münsterstraße (Kraska: „Diese kleine Insel kann man doch gut als Querungshilfe nehmen“, Erwin Borgelt (SeniorenNetzwerk): „Die musst du hier aber auch erstmal lebend erreichen.“) bis hin zum Walkenbrückentor. Hier sei es schwierig, aufgrund der Pflasterung, die zudem sehr uneben sei, den Fußweg zu erkennen, merkte Bertram Weisshaar an. Auch für Thomas Backes, Erster Beigeordneter der Stadt, ein Problem, aber: „Hier gibt es keine ganz großen Barrieren, und alle nehmen Rücksicht.“
Einen versöhnlichen Abschluss, zumindest aus Sicht von FUSS e.V., gab es am Wiemannweg und im Schlosspark. „Diese Punkte sind wirklich klasse für Fußgänger.“ Das sahen jedoch einige Politiker vor dem Hintergrund zahlreicher vergangener Diskussionen anders. Dem Wunsch nach Enthaltung auf dem Stimmzettel gab Bertram Weisshaar mit einem Schmunzeln nicht statt.
Die Bewertungsbögen werden nun ausgewertet, bewertet und mit Lösungsvorschlägen versehen, bevor die Zusammenfassung im Herbst zurück an die Stadt geht, wie Holger Ludorf (Fachbereich Planen) erklärte. „Wir sehen uns die Handlungsempfehlung dann an und werden sie zusammen mit der Politik auf Umsetzbarkeit prüfen.“
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