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„Ein Amerikaner in Paris“ punktet im Konzert Theater mit viel Einfallsreichtum

Schwungvolles Tanzmusical

Coesfeld

Ein Mann sitzt am Klavier, richtet ans Publikum die Frage: „Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Paris denken?“ Vom Eiffelturm bis Montmartre gibt es viele Assoziationen. So war es nicht immer, das Musical „Ein Amerikaner in Paris“ führt in eine vom 2. Weltkrieg gezeichnete Stadt, in der „auf der Asche neue Freundschaft und neue Liebe gedeiht“. Die Konzertdirektion Landgraf ist mit einer deutschsprachigen Fassung des 2014 in Paris uraufgeführten Gershwin-Musicals zu Gast im ausverkauften Konzert Theater. Bekannt ist die Geschichte durch den Film aus dem Jahr 1951 mit Gene Kelly und Leslie Caron, der Kompositionen Gershwins zusammenfügt. Schon die erste Szene weist auf die Besonderheit dieses Musicals hin – auf einer großen Leinwand dreht sich das Hakenkreuz, ist der Eiffelturm mitten in einer Trümmerlandschaft zu sehen und vor dieser Kulisse drücken Tänzer ihre Gefühle in der langsam wieder zum Leben erwachenden Stadt aus – Angst, Hunger, Verzweiflung, aber auch Freude und Ausgelassenheit.

Von Ursula Hoffmann

Der Reiz des Musicals „Ein Amerikaner in Paris“ liegt vor allem in den hinreißenden, choreografierten Tanzszenen – hier versucht Jerry (Tobias Joch) seine angebetete Lise ( ) zu betören. Foto: abwechslungsreichMarianaHidemi Foto: ho

Bereits hier wird deutlich, dass ein großer Teil der Emotionen dieser Geschichte über den Tanz transportiert wird, so dass das Musical immer wieder an einen Ballettabend denken lässt. So steht auch im Zentrum der Geschichte eine Balletttänzerin, die reizende Lise. Gleich drei Männer, die auch noch Freunde sind, werben um ihre Gunst, der amerikanische Ex-Soldat und Maler Jerry, der in Paris seine Karriere starten will, der jüdische Komponist Adam, der vom Erfolg träumt und Henri, der Nachtclubsänger werden will, das aber vor seiner dominanten Mutter Madame Baurel, der nichts über die Moral geht, verbergen muss. Henri und seiner Familie fühlt Lise sich verpflichtet, so dass sie sich gegen die Avancen von Jerry wehrt.

Heiko Lippmann (musikalische Leitung) und Christopher Tölle (Inszenierung und Choreografie) haben diese romantische Geschichte mit ernsten Untertönen (im zweiten Teil stellt sich heraus, dass die strenge Madame Baurel die Jüdin Lise im Krieg gerettet hat) mit Leichtigkeit und schnellen Handlungswechseln unterhaltsam in Szene gesetzt. Auf der Leinwand im Hintergrund entstehen die schönsten Bühnenbilder – ein elegantes Kaufhaus, das Ufer der Seine, das Kaffeehaus, in dem sich die Freunde treffen, der Salon der Familie Baurel und vieles mehr – so dass rasante Ortswechsel kein Problem sind.

Bestechend schön sind die Tanzszenen zu den bekannten Gershwin-Melodien, mal wunderbar verspielt, wenn Jerry (Tobias Joch begeistert nicht nur mit weltmännischem Charme, sondern vor allem als agiler Tänzer) und die bezaubernd kokette Lise (Mariana Hidemi) sich verlieben, mal spritzig im Kaffeehaus zu „Spür den Rhythmus“, mal schillernd im Moulin Rouge. Alle Darsteller verkörpern überzeugend ihre Figuren, beherrschen nicht nur die Schauspielkunst, sondern singen und tanzen sich bis zum Happy End temporeich in die Herzen der Zuschauer, die sich mit kräftigem Applaus beim Ensemble bedanken.

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