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Weit mehr Teilnehmer als gedacht: Rund 550 Menschen beim Schweigemarsch für Toleranz

„Wir alle sind Coesfeld“

Coesfeld. Gänsehaut-Gefühl: Die Glocken aller drei Innenstadtkirchen – die der beiden katholischen und die der evangelischen – läuten gemeinsam, als die lange Schlange an Menschen schweigend durch die Fußgängerzone zieht. Mit Kerzen in den Händen, einige mit Bannern. Rund 550 Menschen sind zum Schweigemarsch für Toleranz und gegen Ausländerfeindlichkeit gekommen. Weit mehr als die Veranstalter, die örtliche Pax-Christi-Gruppe, erwartet haben. „Damit haben wir nicht gerechnet“, freut sich Sprecher Theo Hinricher.

Viola ter Horst

„Eine gute Aktion“, findet Teilnehmerin Elena Wellering. Und auf die Frage, warum sie dabei sei, antwortet sie mit einer Gegenfrage: „Warum nimmt man nicht teil?“

Susanna Benndorf ist sogar aus Gescher mit ihrer Tochter gekommen. Zusammen stehen sie nun mit Kerzen auf dem Marktplatz. „Wir haben selber einen Migrationshintergrund“, sagt Susanna Benndorf, die gebürtig aus Ungarn stammt und neben der ungarischen die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Laura Hesse ist Schülersprecherin am Nepomucenum und trägt mit weiteren Schülern ein „Schule-gegen-Rassismus“-Transparent. „Es sind noch recht viele Schüler dem Aufruf gefolgt, das begrüßen wir“, sagt sie.

In den Kirchen brennt Licht, und es gibt immer wieder Beifall bei den Reden, die später auf dem Platz neben der Jakobi-Kirche stattfinden. „Jede Person, die bei uns lebt, jeder von uns hat eine individuelle Geschichte“, sagt Bürgermeister Heinz Öhmann. „Wir alle sind Coesfeld.“ Regionalbioschof Dieter Geerlings ist zwar nicht persönlich gekommen, lässt aber in einem Grußwort ausrichten, dass „wir uns gegen das braune Gift wehren“, das ein menschliches und friedliches Zusammenleben unmöglich mache. Wer Angst säe, sagt Dechant Johannes Arntz, werde Unvernunft und Hass ernten. Gisela Hinricher von der Flüchtlingsinitiative ruft dazu auf, „Berührungsängste zu überwinden. „Schon ein Lächeln beim Einkaufen kann Mauern überwinden.“

Sener Bozdere von der türkisch-islamischen Gemeinde Coesfeld meint: „Es sollte ganz egal sein, an welche Religion man glaubt und aus welchem Land man kommt.“ Jeder müsse mit dem Nebenstehenden respektvoll und liebevoll umgehen.

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