Intensiver Austausch beim Stadtdialog / Info-Stand beim Frühlingsfest
„Wir brauchen neue Wohnformen“
Coesfeld
Dass die Wohnungsnot auch in Coesfeld groß ist, zeigte die jüngste Veranstaltung im Rahmen des Stadtdialogs sehr deutlich. Unter die Haut gingen die Schilderungen von Teilnehmenden, die ihre persönliche Situation darstellten. Seit drei Jahren sei sie ohne Erfolg auf der Suche nach einer Sozialwohnung, sagte eine 61-jährige alleinstehende Frau, die allen Mut zusammengenommen hatte, ihre Geschichte zu erzählen.
Auch die übrigen 25 Teilnehmenden, die sich bei „Onkel Alex“ auf Einladung der IBP Alexianer GmbH und der Stadt eingefunden hatten, konnten zum Teil aus eigener Betroffenheit zum Thema „Wie wollen wir wohnen?“ beitragen und gemeinsam nach Lösungen suchen, wie man der Wohnraumknappheit und explodierenden Mieten und Baukosten begegnen kann.
Marco Land, der mit seinen engagierten Mitstreitern im Zukunftsrat, dem ersten gelosten Bürgerrat, bereits Ideen und Empfehlungen erarbeitet hatte, sprach ein sehr sensibles Thema an. Nachdem er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern aus einem gemieteten Einfamilienhaus wegen Eigenbedarfs ausziehen musste, sei er mit seiner Familie aus der Not heraus wieder in sein Elternhaus gezogen.
Auf diese Weise sei dann ein Mehrgenerationenhaus entstanden. Im Vorfeld seien vertrauensvolle Gespräche mit seiner Mutter wichtig gewesen, um Ängste abzubauen. Heute sei er dankbar, diese Entscheidung getroffen zu haben. „Das gemeinsame Wohnen ist wundervoll. Unsere Kinder erfahren auf diese Weise auch etwas über die Bedürfnisse älterer Menschen.“
IBP-Geschäftsführer Martin Althoff hielt diese Möglichkeit, den Wohnraum effizienter zu nutzen, für ideal. In Coesfeld gebe es viele ältere Menschen, die allein in einem Einfamilienhaus wohnen würden. Wenn deren Ängste abgebaut würden, könnten dort – eventuell auch nach Umbaumaßnahmen – weitere Bewohner einziehen.
Es komme darauf an, diese Menschen zusammenzubringen. Beim Übergang in diese neue fremde Wohnwelt sei ein behutsamer Umgang unerlässlich. „Und die Privatsphäre muss erhalten bleiben“, fügte eine Teilnehmerin hinzu.
Das sei auch ihr Anliegen, sagte Bürgermeisterin Eliza Diekmann. Vielleicht könne es auch zu einem Wohnungstausch kommen, sodass Einzelpersonen ihr großes Haus gegen eine Etagenwohnung tauschen, die für eine junge Familie zu klein geworden ist. Ein alternativer Makler könne bei der Vermittlung eine wichtige Rolle spielen, kommentierte Andreas Honrath vom Zukunftsrat. Aber auch die Kirche könne als Eigentümerin von Wohnraum vermittelnd helfen.
Teilnehmer Paul-Joachim Müller erinnerte daran, dass in den siebziger Jahren viele Häuser mit Einliegerwohnungen ausgestattet worden seien, zum Beispiel im Wohngebiet Deipe Stegge, sodass es unter anderem auch dort viel Potenzial gebe. Der Kindertagesstätte Akazienweg würden sechs Grundrisse für Wohnungen zugrundeliegen, die ohne Probleme wieder dazu umgebaut werden könnten. All das seien Beispiele, wie man mit Kreativität den Wohnraum effizienter nutzen könne.
Teilnehmer Dominik Bodem betonte: „Es wäre an der Zeit, die Gebäude, die wir haben, mit Leben zu füllen.“ Der Flächenfraß sei ein reines Luxusproblem. Einfamilienhäuser seien eine Wohnform aus einer anderen Zeit. „Wir brauchen neuen Wohnformen“, mahnte er. So könnten sich Eigentümer von benachbarten Altbauten zusammentun und gemeinsam einen großen Neubau auf dem Areal planen.
Für das geplante Kapuzinerquartier schlug die 61-Jährige, die seit drei Jahren auf der Suche nach einer Wohnung in Coesfeld ist, den Bau von Sozialwohnungen vor – nach dem Vorbild des Südviertelhofes in Münster. Die Stadt Coesfeld müsse aktiver werden, was den sozialen Wohnungsbau betreffe, forderte sie. Bürgermeisterin Eliza Diekmann nahm diese Anregung gerne mit.
0 Um mit der Bevölkerung zum Thema Wohnen ins Gespräch zu kommen, plant der Zukunftsrat beim Frühlingsfest am Sonntag (26. 3.) in Coesfeld einen Info-Stand auf dem Marktplatz.
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