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Großbrand in der Sebastian-Grundschule

„Das tut in der Seele weh“

Darup. Ursula Wippich hat Tränen in den Augen. „Unsere schöne Schule“, sagt die Leiterin der Sebastian-Grundschule, als sie am Samstagvormittag vom Schulhof aus mit ansehen muss, wie sich ein Brand im Dachstuhl des Kopfbaus ausbreitet und über 100 Feuerwehrleute alles geben, um das Feuer zu löschen. Da ahnt sie noch nicht, dass Stunden vergehen, bis die Feuerwehr Entwarnung gibt, und am Ende ein Teil des Schulgebäudes in Schutt und Asche liegt.

Christine Tibroni

Ein Bild der Verwüstung bot sich gestern an der Grundschule. Der Kopfbau ist völlig zerstört, betroffen sind von der Schule genutzte Räume wie Lehrerzimmer, Schulleiterzimmer und Sanitäranlagen sowie die Dachgeschosswohnung. Fotos: Christine Tibroni Foto: az

Doch der Reihe nach. Am Samstagmorgen um 6.30 Uhr werden die Löschzüge Darup und Nottuln alarmiert und eilen zum Wybbert, wo das Dach der Grundschule brennt. Nicht in voller Ausdehnung, betroffen ist der Kopfbau, der unter anderem den Eingangsbereich der Schule umfasst. Im Obergeschoss befindet sich eine Mietwohnung, die beiden Bewohner können sich unverletzt in Sicherheit bringen. Einsatzleiter Tobias Plogmaker (Löschzug Darup) fordert zusätzlich zur Nottulner Drehleiter die Drehleiter aus Coesfeld an, um von zwei Seiten möglichst nah an das Dach zu kommen.

Das Feuer scheint schnell unter Kontrolle, die Löscharbeiten gehen augenscheinlich gut voran, die Wehr ist schon mit Nachlöscharbeiten beschäftigt, als es um 10.50 Uhr zu einer Rauchgasdurchzündung und damit zu einer dramatischen Verschlechterung der Lage kommt. An mehreren Stellen des Dachstuhls entstehen neue Brandherde mit enormer Rauch- und Hitzeentwicklung. Plogmaker erhöht das Alarmstichwort auf „Feuer 4, Gebäudegroßbrand“. Sirenenalarm in allen vier Nottulner Ortsteilen, aus denen die Helfer nun zur Grundschule eilen. Um 12.45 Uhr werden die Nachbarwehren aus Billerbeck, Havixbeck und Rosendahl mit jeweils einem Löschfahrzeug plus Besatzung angefordert. Außerdem eine Drohneneinheit der Feuerwehr Dülmen, die mit einer Wärmebildkamera das Gebäude überfliegt. Ebenfalls vor Ort sind Kreisbrandmeister Christoph Nolte und sein Stellvertreter Matthias Heuermann, Einsatzkräfte von DRK und Polizei, Bürgermeisterin Manuela Mahnke und Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr. Die Einsatzleitung liegt inzwischen bei Udo Henke, Leiter der Feuerwehr Nottuln.

Verzweifelt kämpfen die Feuerwehleute gegen den Schwelbrand, der sich weniger durch offene Flammen und Funkenflug als durch beißenden Rauch und durch große Hitze zeigt. Doch so viel Wasser und Schaum sie auch auf das Dach spritzen, der durchschlagende Erfolg bleibt aus. Das Problem sind die Dämmplatten des erst vor zwei Jahren erneuerten Dachs, durch die das Wasser nicht bis zu den Brandherden durchdringen kann.

Am Nachmittag greift die Einsatzleitung zum letzten Mittel und fordert einen Bagger an, der das Dach Stück für Stück abträgt. Jeder Bissen, den die Baggerschaufel nimmt, wird einzeln gelöscht. So geht es bis zum Abend und die ganze Nacht hindurch. Das THW leuchtet die Einsatzstelle aus. Um 22 Uhr rollt noch ein Kettenbagger an, denn der Schulgarten ist durch die Unmengen an Löschwasser anders nicht befahrbar. Endlich um 0.30 Uhr ein erstes Aufatmen. Das Schlimmste ist geschafft. Dennoch müssen die Einsatzkräfte die ganze Nacht über immer wieder einzelne Glutnester löschen.

Gestern morgen bietet die Schule ein Bild der Verwüstung. „Das tut einem in der Seele weh“, sagt Tobias Plogmaker, dem die Anstrengung der vergangenen Stunden ins Gesicht geschrieben steht. Plogmaker ist Daruper, ist selbst als Steppke am Wybbert zur Schule gegangen, weiß, dass den Darupern ihre kleine, einzügige Grundschule am Herzen liegt. Das weiß auch Bürgermeisterin Manuela Mahnke, die verspricht, den Schaden zu beheben, die Schule wieder schön zu machen.

Gestern Nachmittag kann die Feuerwehr endgültig das Gelände räumen, absperren und der Kriminalpolizei für Ermittlungen zur Brandursache übergeben. Zwei gute Nachrichten hat Plogmaker in all dem Chaos aber doch: Ein Kamerad, der sich bei den Löscharbeiten am Knie verletzt hatte, ist schon wieder auf den Beinen. Und: Die Schildkröten, die sich noch in der Wohnung befanden, konnten unbeschadet gerettet werden.

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