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Berkel-Hochwasser: Stadt lässt „Schutzblätter“ für gefährdete Gebäude erstellen

Im Extremfall 37 Objekte betroffen

Gescher

Was passiert, wenn die Berkel über die Ufer tritt? Und zwar nicht ein bisschen, sondern so, wie es nur einmal in 100 Jahren (HQ 100) oder noch seltener (HQ extrem) vorkommt? Antworten liefert eine Untersuchung, die die Ingenieurgesellschaft Sönnichsen & Weinert im Auftrag der Stadt Gescher erstellt hat. Die Ergebnisse stellte Norbert Weinert am Mittwoch im Ausschuss für Infrastruktur, Landwirtschaft und Umwelt (ILU) vor. Kernaussage: Bei einem Hochwasser der Stärke HQ 100 wären voraussichtlich 21 Objekte mit einer Schadenssumme von 1,2 Millionen Euro betroffen, bei einem HQ extrem würden 37 Objekte „absaufen“, was einen Gesamtschaden von rund 1,7 Millionen Euro zur Folge hätte. Empfohlen werden keine großflächigen (und teuren) Hochwasserschutzmaßnahmen, sondern individuelle Lösungen. Dazu sollen sogenannte Objektschutzblätter erstellt werden, die den betroffenen Eigentümern an die Hand gegeben werden.

Von Jürgen Schroer

Teile des Stadtgebietes in Gescher sind vom Berkel-Hochwasser betroffen. Bei einem extremen Hochwasser, wie es seltener als alle 100 Jahre vorkommt, würden die Fluten an 37 Objekten in Flussnähe einen Gesamtschaden von rund 1,7 Millionen Euro anrichten. Foto: Foto: Archiv

Zu unterscheiden sind die Phänomene „Starkregen“, der überall auftreten kann, und „Hochwasser“ am Fluss. Zum ersten Thema sind über eine interkommunale Kooperation (Bocholter Aa) Starkregenkarten erstellt worden, auch für Gescher. Infos hierzu können über die Stadt-Homepage eingesehen werden. Vom Hochwasser der Berkel, die auf zwölf Kilometern Länge durch Gescher fließt, wären nur die angrenzenden Flächen betroffen. Im Ortskern lägen die Abstände zwischen zehn und 50 Metern, so Weinert, wobei die gefährdeten Gebäude im Stadtdurchgang verteilt seien. Drei Hochwasser-Häufigkeiten wurden untersucht. Bei einem HQ häufig, wie es alle zehn bis 20 Jahre vorkommt, verbliebe das Wasser in der Berkelaue und würde keine Schäden verursachen. Eine Betroffenheit gebe es ab einem HQ 100. Bei einem extremen Hochwasser wären 37 Häuser, Höfe und Gewerbebetriebe (Huesker) betroffen.

„Hochwasserschutz durch Rückhaltung scheidet aufgrund der hohen Kosten aus“, stellte Weinert fest. Auch ein Gewässerausbau zur Steigerung der Leistungsfähigkeit oder die Errichtung einer „Sicherheitslinie“ (Deich) seien nicht zweckmäßig, da jeweils nur wenige Objekte von einer Einzelmaßnahme profitieren würden. Bei diesem Kosten-Nutzen-Verhältnis seien Akzeptanz und Förderaussichten eher gering.

Vor diesem Hintergrund bleiben nur individuelle Schutzmaßnahmen wie die Verschließung von Gebäudeöffnungen, Rückstausicherungen oder Geländeaufhöhungen. Diese Maßnahmen wären nicht förderfähig und vom Eigentümer zu erbringen. Zur Information der Betroffenen wird jedoch die Erstellung von „Objektschutzblättern“ empfohlen, die die Gefährdung anhand von Kartenausschnitten verdeutlichen und konkrete Möglichkeiten zur Selbsthilfe aufzeigen. Kosten für 37 Objekte: rund 24 000 Euro.

Aus dem Ausschuss kamen viele Nachfragen und Hinweise. Klaus Schonnebeck (SPD) wertete es als positiv, dass in Gescher vergleichsweise wenige Objekte vom Berkel-Hochwasser betroffen seien. Millionenschwere Investitionen seien deshalb nicht gerechtfertigt. Daniel Bierut (FDP) vertrat die Ansicht, dass alle Infos zum Hochwasserschutz verfügbar seien. Stephan Pierk (Grüne) warf die Gerechtigkeitsfrage auf: Bei Hochwasser und Starkregen seien auch andere Flächen, etwa im Bereich der Siepen, betroffen. Auch diese Gebäude sollten betrachtet werden, um eine Gleichbehandlung der Gescheraner zu erreichen. Das würde einen immensen Aufwand bedeuten, allein für die erforderlichen Vermessungen, erläuterte Weinert. Am Ende folgte der Ausschuss bei zwei Gegenstimmen (Grüne und FDP) dem Beschlussvorschlag der Verwaltung. Demnach werden nun die Objektschutzblätter für die 37 Gebäude, die von einem HQ extrem betroffen wären, erstellt.

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