Horst Glanzer hofft mit seiner Petition auf Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann
Der Kämpfer für mehr Patientenrechte
Kreis Coesfeld. Horst Glanzer ist ein Kämpfer. Hartnäckig. Er lässt nicht locker. Er ruft Politiker an, Abgeordnete, Richter, Journalisten. Was er will: Mehr Rechte für Patienten und Justizopfer. Der pensionierte Polizist aus Bayern erlebte selber eine folgenreiche Auseinandersetzung mit seiner Krankenversicherung. Er verlor. Seitdem kämpft der Schwerkranke und hat schon etliche Gesetzesänderungen und Reformen bewirken können – und hilft damit Millionen Patienten und Versicherten, ohne dass sie es wissen.
Jetzt ist der Bayer mit einer Petition erneut unterwegs, mit der er bewirken will, dass ein Entschädigungs- und Härtefallfonds für Patienten eingerichtet wird, wenn sie von schwerwiegenden ärztlichen Fehlern betroffen sind. Einer der beiden zuständigen Abgeordneten für die Petition ist der hiesige CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann (Havixbeck). Glanzers große Hoffnung ist, dass Henrichmann die Petition mit einer positiven Empfehlung in den Petitionsausschuss gibt. Glanzers große Sorge: „Dass er die Petition abblockt.“ Dabei sei „doch nichts Verkehrtes daran, dass endlich mehr für Patientenrechte getan wird“, meint Glanzer.
SPD und Union haben den Punkt sogar im Koalitionsvertrag aufgenommen. Darin heißt es wörtlich: „Wir werden Patientenrechte stärken. Dazu werden wir Vorschläge für einen Patientenentschädigungsfonds für Schäden in Härtefällen, bei denen die bestehenden Haftungsregelungen nicht greifen, prüfen.“ Darauf bezieht sich Glanzer. „Man kann den Koalitionsvertrag nicht einfach ignorieren“, meint er. Und redet Klartext: „Wenn jemand schon verpfuscht wird, dann soll ihm wenigstens schnell geholfen werden.“ Dass die Realität zumeist ganz anders aussieht, hat er selber erfahren.
Glanzer lässt nicht locker. Seit 17 Jahren nicht. Er redet sich schnell in Rage, aber er tut es nicht für sich. „Ich bin körperlich am Ende und bettelarm geworden“, sagt der schwerkranke Bayer. Aber wenn er Opfer von Behandlungsfehlern trifft, kommt ihm sein eigener Fall hoch und er will etwas verändern. Dann greift er wieder zum Telefon. Und hört nicht auf, in Ministerien und bei Politikern anzurufen. Abwimmeln zwecklos.
Er bewegt sich wie ein Phantom im Hintergrund, er agiert am liebsten vom Telefon aus. Sein Gesicht will er nicht zeigen.
Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser Schnarrenberger (FDP) bestätigt, dass es ohne Glanzer viele Änderungen nicht gegeben hätte. Sie arbeitete damals an den Reformen mit. „Durch seine Initiative sind viele Gesetzgebungsverfahren angestoßen worden. Er hat Veränderungen erreicht, vor allem für andere – ihm haben die letztendlich nichts mehr genutzt“, sagt sie in einem Interview in der Abendzeitung München.
Wenn Ärzten Behandlungsfehler passieren und Patienten klagen, dann verlieren sie oft. Denn einen Fehler tatsächlich zu beweisen, ist schwierig. „Man hat einfach keine Chance“, sagt Glanzer. Er will, dass die Betroffenen eine faire Unterstützung bekommen und sich bei der Beweislast endlich etwas ändert.
Glanzers eigene Leidensgeschichte begann 2003, als er an einer schweren Kieferhöhlenentzündung erkrankte. Seine private Krankenversicherung habe ihm zunächst den Klinikaufenthalt verweigert, berichtet er. Die Krankheit breitete sich weiter aus, Glanzer sagt, er sei in Lebensgefahr gewesen. Er klagt, sieht seine Versicherung in der Verantwortung, er verliert.
Seinen Beruf als Polizist musste er aufgeben. Inzwischen sei er „am Ende“, sagt Glanzer. Kein Immunsystem mehr, ständig starke Schmerzen. Entzündungen im ganzen Körper. Er schläft kaum noch. Er fühlt sich verfolgt.
Trotzdem schafft er es immer wieder Gesetze umzukrempeln. So finden sich seine Forderungen in dem 2013 in Kraft getretenen Patientenrechtegesetz wieder. Glanzer erreichte, dass Krankenkassen bei der Entscheidung über Kostenübernahmen Fristen gesetzt werden und in akuten Fällen sofort entscheiden müssen. Der damalige Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte in der „Bild“: „Patientinnen und Patienten müssen ihre Rechte gegenüber Versicherungen und vor Gericht auch durchsetzen können. Dazu hat Horst Glanzer mit seiner Beharrlichkeit einen entscheidenden Beitrag geleistet.“
In einer anderen Reform ging es um die Neutralität gerichtlich hinzugezogener Sachverständiger. Ein Thema, das mit dem Fall Gustl Mollath, der sieben Jahre in einer Psychiatrie verbrachte, deutschlandweit für Diskussion sorgte.
„Ich möchte das jetzt endlich auf den Weg bringen“, sagt Glanzer zu seiner aktuellen Petition. Eine große Sache, die vielen Betroffenen helfen könnte. „Was ist denn schlecht daran, dass Opfer unterstützt werden?“ fragt er. Er versteht nicht, warum sie, wenn ihnen schon unfassbares Leid zugefügt wurde, keine Hilfe bekommen. Warum seine Forderung nach einem Härtefallfonds sogar im Koalitionsvertrag steht, aber immer noch nicht entsprechend umgesetzt ist.
Der zuständige Abgeordnete Marc Henrichmann will sich zu dem nicht öffentlich geführten Petitionsverfahren nicht äußern. Er verweist auf das laufende Verfahren. „Wir rechnen mit einem Abschluss des Petitionsverfahrens Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres“, heißt es auf Nachfrage aus seinem Büro.
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