Wirtin reagiert auf striktes Rauchverbot
Grüne Politiker haben Lokalverbot
Ahlen
Im „Kiek rin“ sind grüne Politiker unerwünscht. Wirtin Andrea Lang spricht ihnen ein Lokalverbot aus, weil bei ihr und anderen nicht mehr geraucht werden darf.
Weil auch in ihrer Kneipe nicht mehr geraucht werden darf, lässt Andrea Lang jetzt Dampf ab – und grüne Politiker nicht mehr rein ins „Kiek rin“. 30 Prozent Umsatzeinbuße habe sie das neue NRW-Nichtraucherschutzgesetz in den ersten zwei Monaten schon gekostet. Langsam werde es für sie eng, jammert sie. Die Wirtsfrau aus der Klosterstraße hat sich in dieser Woche einer landesweiten „Lokalverbot“-Aktion angeschlossen und großflächig vor ihrer Tür plakatiert. Als erste in Ahlen. Weitere würden folgen. Den „Schwarzen Peter“ schiebt sie den grünen Politikern zu, denn: „Ohne sie wäre es nicht so weit gekommen.“
Belegte Brötchen zum Kaffee: In kleiner Klönrunde sind drei Ruheständler am Mittwochmorgen im „Kiek rin“ unter sich. Es wird gefrühstückt, diskutiert und gestikuliert. Im 15-Minuten-Takt der Cut: Die Gesetzestreuen zieht‘s raus zur Raucherpause. „Das ist Bevormundung“, erregt sich Karl Gurtsching. Heinz de Vries fühlt sich als Rentner „wie im Kindergarten“. Wie „alberne Jungens“ kommen sie sich vor, wenn sie „draußen dumm herum stehen“, nur um an der Kippe zu ziehen. Hausherrin Andrea Lang legt nach: „Ich muss in meinen eigenen vier Wänden vor die Tür gehen. Das muss man sich mal vorstellen.“ Seit 2009 führt sie das „Kiek rin“. Davon lebe sie und ihre Familie. Doch jetzt werde es eng: „Wer sonst 50 Euro auf dem Deckel hatte, geht jetzt mit 20, weil er dieses Raus und Rein einfach leid ist.“ Das neue Nichtraucherschutzgesetz koste nicht nur Einnahmen, sondern auch Gemütlichkeit. „Ich habe viele Knobelrunden hier. Ständig ist die Hälfte draußen. Jetzt schimpfen sogar die, die nicht rauchen.“ Und dabei habe sich nicht ein einziger Nichtraucher in den vergangenen Jahren beschwert. Warum auch? Es sei doch alles geregelt gewesen. Knapp 10 000 Euro habe sie seinerzeit investiert, um Zonen zu schaffen. Vorne an der Theke glühte die Asche, hinten dampfte das Essen. Alles sei gut gewesen. Und wen die Sonne zum Kaffeetrinken in den kleinen Biergarten lockte, der saß in frischer Luft unter freiem Himmel. Auf dem Rasen macht sich jetzt ein Campingzelt für Raucher breit. Hier seien nun die Nichtraucher die Gelackmeierten, schimpft sie.
„Schauen Sie sich am Wochenende mal die Klosterstraße an“, bittet Andrea Lang vor die Eingangstür. Zwischen Stadtcafé und „Diva“ verkomme das Pflaster zu einer Müllmeile. Kippen, Scherben, leere Schachteln – und nicht zu unterschlagen – der Schall, der verflogen ist, wenn die Nachtruhe vorbei ist.
Inzwischen kehren „echte Stammgäste“ ihrem „Kiek rin“ auch mal gern den Rücken und stellen die Bierkiste lieber daheim auf den Tisch. Und es kommt noch schlimmer: Ein Raucherclub habe sich aus ihrer Gästeschar gebildet, der regelmäßige Meetings abhalte und via „Facebook“ einlade.
Andrea Lang hat sich jetzt übers Netz einer NRW-Initiative angeschlossen, die grünen Politikern Lokalverbot erteilt. Denn die hätten das Desaster angezettelt. In den nächsten Tagen will sie eine Unterschriftenliste auslegen. „Wenn alle mitmachen, kommt was zusammen“, sagt sie. Hier gehe es um ein echtes Volksbegehren. Würden sie und andere schweigen, hätte das existenzielle Folgen – nicht nur für sie.
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