Der neue Trainer sieht den Bezirksliga-Absteiger nicht automatisch als heißesten Titelanwärter
Mario Beeke reicht die Favoritenrolle weiter
Billerbeck
Der Reflex setzt sofort ein. VfL Billerbeck in der Kreisliga A, dazu noch als Bezirksliga-Absteiger? Die müssen der Anwärter auf Meistertitel und Aufstieg sein! Sagen jedenfalls nahezu alle Trainer und viele Experten. Mario Beeke sieht das freilich anders. Oben mitspielen? Natürlich, das wollen sie. „Ich sehe uns aber nicht in der Rolle des Topfavoriten“, betont der neue Trainer. „Und das ist kein Understatement.“ Denn ist der sehr gut besetzten und ausgeglichenen A-Liga muss schon alles zusammenpassen, um am Ende ganz oben zu landen. „Für uns wird es eine schwierige Saison“, vermutet Beeke.
Morgen schon geht es los mit dem schweren Auswärtsspiel bei SW Holtwick. Eine Hammeraufgabe zum Auftakt, auf die er sein Team zwangsläufig noch nicht optimal vorbereitet sieht. „Dazu waren die Probleme in der Vorbereitungsphase zu groß“, sagt der 35-Jährige. Immer wieder fehlten Spieler im Training, weil sie an Verletzungen laborierten, teils noch aus der vergangenen Saison. „Außerdem waren einige der Jungs als Betreuer im Ferienlager“, berichtet er. „Grundsätzlich eine tolle Sache, nur aus Sicht eines Trainers natürlich nicht so schön.“
Deshalb schiebt Mario Beeke die Favoritenrolle an die Konkurrenz weiter. Allen voran nennt er da SW Holtwick, seinen Ex-Club, für den er von 2018 bis 2021 drei Jahre lang verantwortlich war. „Weil sie sich mit ihrer jungen Mannschaft toll entwickelt haben und eingespielt sind“, traut er den Rosendahlern den ganz großen Wurf zu. Knapp dahinter sieht er Union Lüdinghausen, einen weiteren Bezirksliga-Absteiger, bei dem Ex-VfL-Trainer Yannick Gieseler nun das Sagen hat. Und der VfL? „Unser Anspruch muss sein, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen“, betont Beeke. „Aber dafür müssen wir hart arbeiten.“
Ein Problem könnte sich in der Offensive auftun. Philipp Daldrup, der in der Winterpause das Kommando an der Seitenlinie von Thorsten Heinrich übernommen hatte, hat seine Treter endgültig an die Wand geheftet, ebenso Felix Leimkühler, der aber in der abgelaufenen Saison ohnehin nur sehr sporadisch zur Verfügung stand. Was den Billerbeckern einen zusätzlichen Nackenschlag verpasst, ist der vorläufige Abschied ihres besten Torschützen: Leon Holtmann zieht es für ein halbes Jahr zu einem Auslandssemester nach Bali. „Henning Piegel hat die Lücke in der Vorbereitung super ausgefüllt und regelmäßig getroffen“, sagt Mario Beeke über den Offensivmann, der nach langwierigen Verletzungsproblemen wieder auf Kurs ist. „Aber erst ist ein anderer Spielertyp als Holti.“ Da werden sie sich umstellen müssen.
Anders werden auch die Voraussetzungen, denn künftig werden sie es fast Woche für Woche mit den selbsternannten Außenseitern zu tun haben, die den großen VfL ärgern wollen. Die Mannschaft, die eigentlich das Zeug gehabt hätte, den Klassenerhalt in der Bezirksliga zu packen, allerdings erwies sich die Hypothek der wenigen Punkte aus der Hinserie als zu groß. „Ich glaube nicht, dass der Abstieg noch in den Trikots hängt“, gibt der neue Trainer seine Eindrücke weiter. „Die Jungs wollen jetzt ein anderes Gesicht zeigen und eine bessere Saison spielen.“ An der Mentalität soll es nicht scheitern, da stehe das Team geschlossen zusammen.
Überhaupt hat Mario Beeke in den bisher wenigen Wochen am Helker Berg viel Positives erlebt. Eine top Anlage, offene Menschen im Team und Umfeld, aber auch selbstkritisch – „das ist ein gutes Arbeiten hier“, zeigt er sich grundsätzlich zufrieden. „Nur die Trainingsbeteiligung muss jetzt besser werden, denn wir wollen etwas erreichen.“ Oben mitmischen, wenn auch ohne den ganz großen Druck, denn Favorit sind sie ja nicht. 7 nächste Folge am Freitag (12. 8.): über die Mannschaft, bei der sich die optimalen Voraussetzungen künftig auch in Ergebnissen ausdrücken sollen.
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