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Leichtathletik: Mirja Lukas setzt neue Bestmarke und hat die EM in Jerusalem im Visier

Weiter Flug zum großen Ziel

Coesfeld

Als der Speer auf seine Flugbahn „einbog“, ahnte sie, dass es ein Kracher wird. Ein Wurf auf eine Weite jenseits der 50 Meter, der sie dem Traum von der Europameisterschaft ein gutes Stück näher bringt. „Ich hatte schon beim Anlauf einen guten Rhythmus und entsprechend Kraft im Abwurf“, schildert Mirja Lukas die entscheidenden Sekunden. Als sich der Speer kurz darauf in den Rasen von Halle/Saale bohrte, leuchteten 54,55 Meter auf der Anzeigentafel – neue Bestleistung für die Athletin der LG Coesfeld, mit der sie zugleich die Norm für die U 20-EM in Jerusalem geknackt hat.

Von Frank Wittenberg

Mirja Lukas hat allen Grund zur Freude: Mit der neuen Bestweite in Halle/Saale ist die Speerwerferin der LG Coesfeld dem EM-Ticket für Jerusalem ein gutes Stück nähergekommen. Foto: Foto: Michael Lukas

Was freilich noch nicht automatisch das Ticket für Israel bedeutet. Denn eine Weite über 50 Meter muss sie in den nächsten Wochen noch einmal bestätigen, entweder mit einem Sieg bei der Juniorengala am 24./25. Juni in Mannheim oder Rang eins oder zwei bei der Deutschen Jugendmeisterschaft U 20 vom 21. bis 23. Juli in Rostock. „Gut ist aber, diese Weite schon in der Tasche zu haben.“ Für das Vertrauen in die eigene Stärke, aber auch für den Fall, dass bei diesen beiden Wettkämpfen die Norm in der Konkurrenz nicht fällt.

Wobei diese erneute Leistungsexplosion nicht selbstverständlich ist. Denn monatelang musste sich die 18-Jährige mit Verletzungsproblemen plagen. Schon bei der U 18-EM im vergangenen Juli in Jerusalem verspürte sie Schmerzen in der Schulter, die nicht nachließen. Ende Juli bestritt sie in Klagenfurt ihren letzten Wettkampf – eine Pause, die erst vor gut drei Wochen endete. „Ich habe während der gesamten Zeit durchtrainiert, aber keinen richtigen Wurf gemacht“, erzählt Mirja Lukas. Kraftaufbau, die Schulter stabilisieren, da war jede Menge Geduld gefragt.

Die Wettkampf-Zwangspause endete erst am 1. Mai in Bochum, wo sie auf Anhieb 48,01 Meter weit warf – und das mit dem 600-Gramm-Speer, nah an ihre persönliche Bestmarke von 51,16 Metern heran, die sie noch mit dem 500 Gramm schweren Juniorenspeer hingelegt hatte. „Damit stand ich sofort an der Spitze der U 20 in diesem Jahr“, lächelt sie. Eine weitere ordentliche Leistung in Hagen bestärkte sie im Vorhaben, sich auf die große Bühne zu wagen. „Eigentlich wollte ich bei den Münsterlandmeisterschaften starten“, erzählt sie. Weil es aber im Training so gut lief, meldete sie kurzfristig für das Internationale Werfer-Meeting in Halle/Saale, wo in den verschiedenen Altersklassen unter anderem Sportler aus Australien oder China dabei waren und die Weiten für die begehrte EM-Norm zählen. „Meine Eltern haben mich dahin begleitet“, zeigt sich die 18-Jährige dankbar. „Sonst hätte das nicht funktioniert.“

Und der Aufwand hat sich gelohnt. Schon im ersten Versuch legte sie mit 51,66 Metern eine neue Bestmarke und die mögliche Qualiweite hin. „Das hat es anschließend etwas entspannter gemacht“, sagt die Abiturientin. Weitere Versuche um die 49 bis 51 Meter folgten, bis Wurf Nummer vier das ganz große Ding brachte: 54,55 Meter! Sieg in der Tageswertung der U 20, und wie: In der deutschen Bestenliste 2023 dieser Altersklasse liegt Mirja Lukas damit an Nummer eins, und das mit satten sechs Metern Abstand zur Zweitplatzierten. In Halle war sie zudem die beste deutsche Speerwerferin.

Ob sie tatsächlich erneut bei der Europameisterschaft in Jerusalem an den Start gehen darf, die vom 7. bis 10. August ausgetragen wird, muss sich in den nächsten Wochen zeigen. Am Vertrauen in die eigene Stärke soll es jedenfalls nicht scheitern, lächelt die Coesfelderin: „Ich bin diesem Ziel jetzt deutlich nähergekommen.“

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